HERR OBER, BITTE EINEN MAZAGRAN!

Ein kleiner Streifzug durch die vergessenen Kaffeezubereitungsarten 

Der Herr Obermayer mit seinen Sonderwünschen! Oder der Herr Neumann, der das Kaffeehaus völlig überstürzt verlassen hat. Wir wissen es nicht mit Sicherheit, ob es sich tatsächlich so zugetragen hat. Eines steht aber zweifelsfrei fest – und das haben die beiden Herren auch gemeinsam: Sie sind Namensgeber für Kaffeezubereitungsarten, die uns heute nicht mehr geläufig sind. Und davon gibt es einige.

Beginnen wir mit dem Herrn Obermayer. Der ehemalige Wiener Philharmoniker hat sich bei einem seiner Kaffeehausbesuche gedacht, er würde seinen Kaffee gerne einmal anders trinken und sich daher extra kaltes Obers in seinen Mokka gießen lassen – und zwar über einen umgedrehten Löffel, damit sich das Obers gleichmäßig verteilt. Das fand schließlich nicht nur bei ihm Anklang und so landete der „Obermayer“ auf der Kaffeehauskarte. Der „Überstürzte Neumann“ geht so: Zuerst der Schlag, dann der Kaffee. Die Zubereitung ist kein Geheimnis. Was aber bis heute niemand weiß ist, wie der Kaffee zu seinem Namen gekommen ist. Wahrscheinlich hat der besagte Herr Neumann schlicht und ergreifend das Kaffeehaus überstürzt verlassen, was die Zurückgebliebenen zur Namensgebung veranlasste. Was aber bitte ist ein „Mazagran“? Er ist sozusagen der Iced Coffee unter den Wiener Kaffeearten – ein kleiner gesüßter gekühlter Mokka im Glas, mit Eiswürfeln und Maraschino Likör. Der Name stammt von der algerischen Stadt Mazagran, wo der Legende nach während der Schlacht 1840 die belagerten französischen Soldaten in der Nacht Kaffee mit Alkohol tranken. 

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Lust auf Kaffee mit einem Schuss Abenteuer?

Apropos Alkohol: Auch der „Advokat“ und der „Biedermeier“ haben es in sich. Der erste kommt vom Wort „Abacate“, das ursprünglich für ein Zucker-, Rum-, Avocado-Gemisch stand. In den Niederlanden schließlich gab man dem Eierlikör die Bezeichnung Advokat und somit kam auch die Namensbezeichnung für einen Kaffee mit Eierlikör und Schlagobers zustande. Eine Abwandlung davon ist der „Zarenkaffee“, sozusagen die alkoholfreie Variante, bei der man zuerst Zucker mit Eidotter kräftig schaumig schlägt und das Ganze auf einen Mokka draufsetzt. Ein großer oder kleiner Brauner mit Marillenlikör und Schlagobers wiederum ist ein typisch österreichischer „Biedermeier“. Und noch einmal kräftig Alkohol, nämlich Rum, kommt in einen „Pharisäer“. 2cl müssen es mindestens sein, besser noch 4cl, dazu kommt noch Obers in den verlängerten kleinen Mokka. Woher der Name kommt? Der Legende nach hat ein Pfarrer im 19. Jahrhundert bei einer Tauffeier bemerkt, dass die Gäste Rum in den Kaffee gemischt hatten, worauf er sie als Pharisäer beschimpft hat. Der Clou der Zubereitung: Damit der Rum seinen Geruch nicht verbreitet, darf er sich auf keinen Fall mit dem Kaffee verbinden – getrunken wird er durch das Obers hindurch.

 

Die Wiener Kaffeehauskultur hat weit mehr zu bieten als den Verlängerten, den Großen Brauen, die Wiener Melange oder den Einspänner. Zwar finden sich heute bei weitem nicht mehr all diese exotisch anmutenden Zubereitungsarten auf den heutigen Kaffeehauskarten. Aber wer weiß, vielleicht gehen wir demnächst wieder einmal auf einen Mazagran?

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